MATRIX 4/2019 (58) • Zwanzig Tage – zwanzig Romane

Dich rufe ich erneut an, lieber Gott der Literatur. Verzeih mir bitte, aber ich kann den Sinn meiner Schritte schon wieder nicht mehr ausmachen.
Ich habe gestern einen Autor kennengelernt, der mir offen sagte, er habe ohne seinen Verlag gar nicht existieren können. Mit dabei stand auch ein anderer, der genauso offen zugab, er brauche so etwas überhaupt nicht, er suche unbedingt und sofort eine Druckerei, um die Welt mit seinem Werk zu beglücken. Einem weiteren Autor reichte ein Copyshop, um sein Opus unter die Leute zu bringen. Und es gab noch einen, der meinte, „jemand“ sei verpflichtet, ihn zu publizieren. Sogar eine Behörde, die sehr viel Geld in die Hand nimmt, um NICHTS zu tun für Autoren, die sowieso irgendwie und irgendwann verlegt werden, war vertreten. Dazu eine Einrichtung, die für Selfpublishing warb. Ein Verlag, der ohne Autoren nicht existieren kann, durfte natürlich nicht abwesend sein. Genauso wie einer, der keine Autoren braucht.
Um Klarheit zu schaffen: Wir sprechen hier und jetzt über Literatur und nicht über Literatur 2.0, 3.0, 4.0 usw.
Verzeih mir, lieber Gott der Literatur, aber ich dachte, du hättest mir empfohlen, an der größten Buchmesse der Welt teilzunehmen. Mir, der ich immer noch an der Brust der Literatur hänge – schlimmer als ein libidinöser alter Mann, der an der vergilbten Fotografie einer ehemaligen Kollegin klebt, die sein Lehrer einst neben ihn gesetzt hatte, um dem Klassenfoto Gleichgewicht zu verleihen. Mir, der ich immer wieder zu dir zurückkehre, sogar dann, wenn das Navigationsgerät sagt, dass ich in die falsche Richtung fahre. Ich dachte, du würdest mir zustimmen, wenn ich das heutige Übermaß an politischer Korrektheit als Übertreibung betrachte – wenn auf einmal sehr vieles als nicht akzeptabel proklamiert wird, um dann wiederum auch all jene, die sich diesem Diktat widersetzen, diffamieren zu können. Deswegen habe ich mich nicht gewundert, als mich einmal sogar Grenzbeamte nicht davon abhalten konnten, mich in eine Zwickmühle hineinzumanövrieren. Niemand außer dir, lieber Gott der Literatur, weiß, dass es keinen Platz mehr gibt für einen, der keine Ahnung von Marketing, von Gewinnspannen, von Lobbyarbeit oder vom Schleimen hat. Für einen, der morgens über dem ausgetrunkenen Weinkrug meditiert, ohne zu merken, wie ihm jede Menge von sogenannten Spezialisten am Zeug flicken.
Doch nun bin ich vom Hölzchen aufs Stöckchen gekommen. Was will ich überhaupt? Wenn ich ein Editorial schreibe, kümmere ich mich in der Regel um die Schriftsteller und deren Werke. Diesmal muss ich mich aber zu einem süchtigen Leser und seinen Einsichten äußern, der Folgendes schreibt:

Ganz einfach: Zwanzig Autoren sind von der Bildfläche verschwunden. Seit dem 20. August 2019. Der Schattenfänger, so wird kolportiert, hat sie an der Nase herum in ein Labyrinth geführt und in einem schwarzen Traum eingeschlossen, wo sie nun randalieren, einander die Augen auskratzen bzw. die Köpfe einschlagen.

O Gott, was könnte ich denn da noch hinzufügen? Dass er Tag und Nacht damit verbrachte, über zwanzig Romane zu schreiben, finde ich absolut in Ordnung – wer hätte es sonst tun können, wenn nicht er, der alle zwanzig Titel der Longlist des Deutschen Buchpreises 2019 gelesen hat? Zwanzig Tage der Lektüre, zwanzig Tage des Konkubinats mit zwanzig Büchern, zwanzig Tage voller Durchhaltevermögen, voller Freude oder auch Enttäuschung. Lassen Sie sich von unserem Mitstreiter Theo Breuer und seiner ungewöhnlichen Art, zu lesen und Literatur zu entziffern, auf mehr als achtzig Seiten mitreißen. Und lesen Sie hier zwanzig Ausschnitte aus zwanzig Romanen, die im Wettstreit um den Deutschen Buchpreis 2019 angetreten sind. Dabei sollten Sie sich nicht wundern, dass Sie die Zeitschrift eines Kleinverlags, der von möglichen Fördergeldern und Preisen umgangen wird, in Händen halten. Denn das ist schlichtweg normal. Oder haben Sie für einen Moment vergessen, in welcher Welt wir leben?

Von den Schreibtischen einiger Gegenwartsautoren erhielten wir diesmal außergewöhnliche Texte von Klaus Martens („Man meint es nicht gut mit mir. / Aber was kann man mir schon nehmen? / Meine Vergangenheit ist sicher verwahrt, / meine Zukunft erblüht an diesem Tag“), Nora Iuga („es sind kreaturen. ich kenne sie nur schriftlich. gelesen habe / ich in der zeitung“), Anton Sterbling („aber diese Polka tanzen wir alle noch, / obzwar Toni, der die Tuba bläst, / schon ausgewandert ist“), Horst Samson („Der Tod geht und kommt / Wie Jesus übers Wasser, verliert / Keine Minute, kein Wort“), Traian Pop Traian („was hätte der Leichenträger empfunden / hätte er unter den Leichen dich oder mich wiedererkannt / hätte er sich selbst unter den Leichen entdeckt …“) und Benedikt Dyrlich („Und die Mutter war kein Nazi, sie genoss aber das Leben in vollen Zügen“).

Widmar Puhl und Michael Moritz besprechen neu erschienene Bücher von Andrew Sayer, Volker Weiß und Harald Gröhler. Und die Kulturszene ist präsent durch die Beiträge „Erstes Abonnementkonzert des SWR-Symphonieorchesters Stuttgart in der Liederhalle am 20. September“, „Aufwachen in Istanbul. Kölner Künstlerinnen und Künstler am Bosporus“ und „Evgeny Mitta: Moskau 2012. Gescheiterte Revolution. Multimediale Installation“. Es signieren: Widmar Puhl, Wolfgang Schlott sowie Gudrun und Karl Wolff.

Eine gute Buch- und Messezeit mit der Longlist 2019 und mit MATRIX wünscht Ihnen

Traian Pop

Es signieren: • Theo Breuer • Zwanzig Tage – zwanzig Romane : Ein Buchspiel • Jackie Thomae • Andrea Grill • Raphaela Edelbauer • Lola Randl •Jan Peter Bremer • Ulrich Woelk • Alexander Osang • Eva Schmidt • Marlene Streeruwitz • Emanuel Maeß • Saša Stanišić • Katerina Poladjan • Miku Sophie Kühmel • Karen Köhler • Tom Zürcher • Tonio Schachinger •Nora Bossong • Angela Lehner • Norbert Scheuer • Norbert Zähringer • Klaus Martens • Nora Iuga • Anton Sterbling • Horst Samson • Traian Pop Traian • Benedikt Dyrlich • Widmar Puhl • Michael Moritz • Wolfgang Schlott • Gudrun und Karl Wolff • Evgeny Mitta •

Editorial / S.4

Die Welt und ihre Dichter • Zwanzig Tage – zwanzig Romane : Ein Buchspiel

Theo Breuer • Zwanzig Tage – zwanzig Romane : Ein Buchspiel . Fragmentarisches Fragebuch zum teutschen Suchpreis 2019 . • Brüder • Cherubino • Das flüssige Land • Der Große Garten • Der junge Doktorand • Der Sommer meiner Mutter • Die Leben der Elena Silber • Die untalentierte Lügnerin • Flammenwand. • Gelenke des Lichts • Herkunft • Hier sind Löwen • Kintsugi • Miroloi • Mobbing Dick • Nicht wie ihr • Schutzzone • Vater unser • Winterbienen • Wo wir waren • / S. 7
Jackie Thomae • Brüder / S. 87
Andrea Grill • Cherubino / S. 91
Raphaela Edelbauer • Das flüssige Land / S. 95
Lola Randl • Der Große Garten / S. 99
Jan Peter Bremer • Der junge Doktorand / S. 103
Ulrich Woelk • Der Sommer meiner Mutter / S. 107
Alexander Osang • Die Leben der Elena Silber / S. 111
Eva Schmidt • Die untalentierte Lügnerin / S. 115
Marlene Streeruwitz • Flammenwand. / S. 119
Emanuel Maeß • Gelenke des Lichts / S. 123
Saša Stanišić • Herkunft / S. 127
Katerina Poladjan • Hier sind Löwen / S. 131
Miku Sophie Kühmel • Kintsugi / S. 135
Karen Köhler • Miroloi / S.139
Tom Zürcher • Mobbing Dick / S. 143
Tonio Schachinger • Nicht wie ihr / S. 147
Nora Bossong • Schutzzone / S. 151
Angela Lehner • Vater unser / S. 155
Norbert Scheuer • Winterbienen / S. 159
Norbert Zähringer • Wo wir waren / S. 163Atelier

Atelier
Klaus Martens • Acht Gedichte / S. 169
Nora Iuga • Zehn Gedichte / S. 179
Anton Sterbling • Acht Gedichte / S. 187
Horst Samson • Fünf Gedichte / S. 195
Traian Pop Traian • Drei Gedichte / S. 203
Benedikt Dyrlich • In Erinnerung an Temeswar . Tagebuch / S. 207

Bücherregal
Widmar Puhl • Andrew Sayer, Warum wir uns die Reichen nicht leisten können / S.211
Widmar Puhl • Volker Weiß, Die autoritäre Revolte / S. 214
Michael Moritz • Harald Gröhler, In Eile, im Mantel / S. 216

Aus der Kulturszene
Widmar Puhl • Der Retter trägt Wuschelkopf . Erstes Abonnementkonzert des SWR Symphonieorchesters Stuttgart in der Liederhalle am 20. September / S.219
Wolfgang Schlott • Aufwachen in Istanbul. Kölner Künstlerinnen
und Künstler am Bosporus / S.221
Gudrun und Karl Wolff • Evgeny Mitta . Moskau 2012. Gescheiterte Revolution. Multimediale Installation / S.223
Evgeny Mitta • Protestflug / S.227

MATRIX 3/2019 (57) • Die KOGGE • Nicht alle, welche wandern, sind verloren

Liebe Leserinnen, liebe Leser,

als „zu meiner Zeit“ ganze Jahre ohne technologische Veränderungen vergingen, hatte ich genug Luft, um Häppchen der Geschichte, Arithmetik, Literatur und Philosophie mit aller Wissbegier eines Kindes zu schlucken, das sich darauf vorbereitet, nicht nur seinen Eltern und Großeltern, sondern allen zu zeigen, wie schön die Welt sein kann. Dass die Geschichte in den Lehrbüchern diesseits und jenseits des Ozeans, diesseits und jenseits des Eisernen Vorhangs nicht identisch war, ahnte ich schon – wie wohl jeder von Ihnen. Dass die Arithmetik von „Diesseits und Jenseits“ nur ein und dieselbe sein konnte, wusste ich, obwohl in unseren Lehrbüchern schwarz auf weiß stand, dass Hitlers Arithmetik braun und die von Stalin rot
wäre.

Ja, so war es zu der Zeit, als es Jahre dauerte, bis sich – wissenschaftlich und technologisch gesehen – eine Veränderung zeigte. Doch wie sieht es heute aus? Wenn wir in einer von Wissenschaft und Technologie dominierten Welt leben, in der kaum jemand die Wissenschaft und Technologie versteht? Wenn heute unser Dasein online ist, wie verhält es sich mit dem Analogen und Digitalen, dem Realen und Virtuellen? Wenn heute alles ständig auf dem neuesten technologischen Stand sein muss und wir keine andere Wahl haben, als uns anzupassen oder uns zu entfremden – bis zum nächsten Upgrade, wenn viele, wenn nicht gleich alle von uns durch Leistungsfähige ersetzt werden? Wenn ich heute z. B. mein eigenes Bankkonto nicht online sehen bzw. eine Überweisung durchführen kann, weil ich den Brief mit der Information zu den neuen Regeln nicht rechtzeitig gelesen habe?
Nicht nur, dass wir uns die Welt von morgen nicht mehr vorstellen können und die Dinge, die jetzt geschehen, uns total unvorbereitet überrollen, sondern auch, dass wir nicht einmal mehr verstehen können, was uns in der Vergangenheit passierte, ist längst zu einer alltäglichen Tatsache geworden.

Oh, Mutter, und wir machen Musik, brüllt ein bekanntes Volkslied!

Ja, werde ich antworten, das ist – egal ob wir damit einverstanden sind oder nicht – unsere Welt. Damit müssen wir nun zurechtkommen. Nichts ist einfacher, als sich eine kurze Atempause zu gönnen. Auch die perfekte Hardware braucht ab und zu eine Pause. Lasst uns spielen: Verstecken wir uns vor uns selbst. Geben wir zu, dass wir, als wir geboren wurden, nicht an Google und Amazon dachten, sondern an das, was unsere Vorfahren als göttlich und gleichzeitig menschlich erachteten. Auch wenn sie glaubten, dass die Arithmetik – egal ob braun oder rot – alles regle. Sie haben uns Zeit gegeben, um zu überlegen, was wir mit uns und der Welt anfangen wollen. Keine Arithmetik der Welt kann uns das nehmen. Und keine menschliche Existenz mit all ihrer Kürze und all ihrem Schmerz.

„Viele – und auch das verheißt uns der Titel mit seinem ,nicht alle‘ – scheitern. Das Mittelmeer wurde zum Massengrab, Tausende kamen und kommen immer noch in den Fluten um, auf ihrem Weg in die Hoffnung auf eine bessere Zukunft; es ist eine Schande für Europa, für jedes einzelne europäische Land, dies hinzunehmen, eifersüchtig zu streiten und in Kauf zu nehmen, dass aus dem Europa der Vielfalt und der Buntheit, der Toleranz, der rücksichtsvollen Aufnahmebereitschaft, wovon der Kontinent immer gelebt und wodurch er sich weiterentwickelt hat, ein kalter Block sich einmauernder Staaten wird, der – und auch das wird nur vermeintlich gelingen – durch Abschottung seinen auf dem Rücken der Armen, der ausgebeuteten Erdteile begründeten Wohlstand sichern will.
[…]
Lesen Sie, liebe Leserinnen und Leser, diese Literatur zu einem aktuellen Thema, zu dem beherrschenden Thema unserer Zeit, dem Wandern in die Zukunft, erfüllt von Hoffnungen, als Momentaufnahme, als zeitlose Dokumentation, als Anregung für das eigene Denken und Handeln. Und bleiben Sie menschlich, jeden Tag, jede Stunde, zu sich selbst und so auch zu anderen.“ So Uli Rothfuss über der Schwerpunkt unserer Ausgabe, die von 37 KOGGE-Autoren unterstützt wird.

„Immer wieder träume ich den gleichen Traum: Ich bin gestorben, und mein Schicksal entscheidet sich. Mir sind ein paar Stunden Zeit gegeben, um in mein früheres Erdenleben zurückzukehren und es zu verbessern. Aber was genau?“ So Tatjana Kuschtewskaja in „Unterwegs…“. Und weiter: „Jedes Mal komme ich in meinem Traum genau an den Ort, an dem ich heute lebe. Der Drang wegzulaufen verschwindet.“

In dieser MATRIX-Ausgabe kämpft die KOGGE nicht mit dem Kaventsmann, sondern mit … der ruhigen See.

Aber nicht nur die KOGGE. Was wäre die Auseinandersetzung von Theo Breuer mit dem Werk von Norbert Scheuer sowie mit der Dichtung von Gao Changmey (Meier) denn anderes als eine Atempause vor den Sturm?
Oder Admiel Kosmans Gedichte „Aus dem Zwischen des Hohelieds“ und Edith Lutz’ Blick darauf: „Von hinter dem Stacheldraht? Die letzten Wörter in dieser Auswahl […] hallen nach. Der Stacheldraht von Auschwitz? Der Draht, der unbarmherzig trennt? Oder ist es der telegrafische Draht, der Verbindungen herstellt? Das hebräische Wort ist – wie so oft in Kosmans Gedichten – mehrdeutig. In der Mehrdeutigkeit lässt sich, etwa im Nachhall dieser Frage, in einer folgenden Leerzeile sozusagen, vielleicht eine Stimme, eine hauchdünne Stimme hören: ,Ja, auch hier‘.“
Wie Matthias Buths Donau, die „kniet sich tiefer in den Grund / Horcht die Sedimente ab Nacht und Tag“.

 

Ihr Traian Pop

Es signiert: • Die KOGGE • Nicht alle, welche wandern, sind verloren • Johanna Anderka • Pilar Baumeister • Mark Behrens • Eva Maria Berg • Beppo Beyerl • Detlev Block • Susanne Brandt • Gudula Budke • Ingo Cesaro • Manfred Chobot • Fritz Deppert • Eric Giebel • Harald Gröhler • Judith Gruber-Rizy • Brigitte Gyr • Ilse Hehn • Rudolf Kraus • Peter Küstermann • Tatjana Kuschtewskaja • Horst Landau • Hermine Navasardyan • Marcus Neuert • Małgorzata Płoszewska • Mechthild Podzeit-Lütjen • Uta Reichardt • Uli Rothfuss • SAID • Helmut Schmale • Tarja Sohmer • Herbert Somplatzki • Friedrich Wilhelm Steffen • Tina Stroheker • Piotr Szczepański • Ursula Teicher-Maier • Charlotte Ueckert • Rainer Wochele • Barbara Zeizinger • Theo Breuer • Empfundene / erfundene Welten in Norbert Scheuers Gedichten und Geschichten • Admiel Kosman • Edith Lutz • Ulrich Bergmann •  Matthias Buth • Peter Gehrisch • Heinz Weißflog • Theresia Schön • Widmar Puhl • Karl-Markus Gauß zum 65. Geburtstag •  Traian Pop •

Traian Pop • Editorial / S.8

Die Welt und ihre Dichter

• Die KOGGE • Nicht alle, welche wandern, sind verloren.

Uli Rothfuss • Nicht alle, welche wandern, sind verloren. Ein Versuch der Näherung an eine unsichere Zeit. / S. 9
Johanna Anderka • Drei Gedichte / S. 12
Pilar Baumeister • Zwei Gedichte / S. 15
Mark Behrens • Der Bleistift . Prosa / S. 19
Eva Maria Berg • Zwei Gedichte / S. 24
Beppo Beyerl • Triest . Prosa / S. 27
Detlev Block • Gedicht / S. 33
Susanne Brandt • Zwei Gedichte / S. 35
Gudula Budke • Sonnenglut und Wassernot . Prosa / S. 37
Ingo Cesaro • Schattenspuren . Gedicht / S. 42
Manfred Chobot • Fünf Gedichte / S. 46
Fritz Deppert • Wanderwege . Gedicht / S. 51
Eric Giebel • Zwei Gedichte / S. 54
Harald Gröhler • Schlecht zu lokalisieren . Prosa / S. 59
Judith Gruber-Rizy • Rückkehr in die Stadt K. . Ein Auszug aus dem gleichnamigen Roman / S. 64
Brigitte Gyr • Tous ceux qui errent ne sont pas perdus . Prosa / S. 69
Ilse Hehn • Vier Gedichte / S. 71
Rudolf Kraus • Zwei Gedichte / S. 76
Peter Küstermann • Brief nach Aleppo . Prosa / S. 78
Tatjana Kuschtewskaja • Unterwegs zu sein ist ein Weg zur Selbst-
erkenntnis . Prosa / S. 80
Horst Landau • „Nicht alle, welche wandern, sind verloren.“ . Gedicht / S. 84
Hermine Navasardyan • Zwei Gedichte / S. 85
Marcus Neuert • S.O.S. (Sound Of Speed) . Prosa / S. 87
Małgorzata Płoszewska • Drei Gedichte / S. 89
Mechthild Podzeit-Lütjen • forttragen . Prosa / S. 92
Uta Reichardt • Vier Gedichte / S. 98
SAID • wir teilen . Gedicht / S. 102
Helmut Schmale • colline des puits . Gedicht / S. 103
Tarja Sohmer • Die Pflicht zu Leben . Prosa / S. 105
Herbert Somplatzki • Vier Gedichte / S. 109
Friedrich Wilhelm Steffen • Vier Gedichte / S. 113
Tina Stroheker • Drei Gedichte / S. 116
Piotr Szczepański • Fünf Gedichte / S. 119
Ursula Teicher-Maier • sichtfeld parzelliert . Prosa / S. 125
Charlotte Ueckert • Erinnerungstour . Prosa / S. 131
Rainer Wochele • Prosa / S. 136
Barbara Zeizinger • Liebe allein genügt nicht . Prosa / S. 142

Theo Breuer • Winterbienen im Urftland . Empfundene / erfundene Welten in Norbert Scheuers Gedichten und Geschichten . Auszug / S. 147
Admiel Kosman • Aus dem Zwischen des Hohelieds . Fünf Gedichte / S. 155
Edith Lutz • Es mag der Liebe gefallen . Zu den Gedichten von Admiel Kosman / S. 161
Ulrich Bergmann • La voix du Pirandello . Ein paar Gedanken zu Pirandellos Drama „Sechs Personen suchen einen Autor“ / S. 165
Theo Breuer • Alles – und viel, viel mehr (vielleicht …) . Regenbogenfarben des kalten Wetters, verfaßt von der 1968 in Huai’an geborenen chinesischen Schriftstellerin Gao Changmey / S. 167

Atelier
Matthias Buth • Acht Gedichte / S. 179

Bücherregal
Uli Rothfuss • Wo seid ihr, ihr merkwürdigen Toten? „Traum von meinem Vater“ eine Leseerfahrung der Erzählung von Karol Sidon / S. 189
Harald Gröhler • Wie oft hab ich geknirscht mit den Zähnen . Hadaa Sendoo, Sich Zuhause fühlen. / S. 191
Peter Gehrisch • Wie mit der Feder geschrieben . Aphoristische Reflexionen von Hans Bender / S. 194

 

MATRIX 2/2019 (56) • Dieter Schlesak • THEOPHANIE. Letzte Reisegedichte und Texte

Ich weiß nicht wie und warum, aber die Gerechtigkeit scheint immer auf Seiten der Vernachlässigten, Marginalisierten usw. zu sein. Die Gerechtigkeit natürlich – und nicht das Urteil. Ich weiß nicht, wie und warum das so ist, aber das Gesetz und die Mehrheit in unserer demokratischen Welt entscheiden fast ausnahmslos genau umgekehrt. Was nun mit dieser Balance, die immer wieder dazu neigt, alles auf null zu setzten? Was nun mit den vielen Faktoren, Zufällen und nicht zuletzt den Menschen, die – bewusst oder nicht, mit oder ohne kriminelle Energie – an der Justierung dieses verdammt empfindlichen Gleichgewichts beteiligt sind? Sollen alle wegen unterlassener Hilfeleistung bestraft werden?

Dann nehmen Sie bitte meine Aussage zur Kenntnis: Ich bin der Erste, den ich kenne, der nicht nur sich selbst, sondern auch alle anderen vernachlässigt hat. Ich weiß nicht, ob Sie überhaupt bemerkt haben, wie viele Angehörige Ihres Bekannten- oder Freundeskreises – diejenigen, für die Sie alles tun würden, was in Ihren Kräften steht, um ihnen zu helfen, diejenigen, die öffentlich den eigenen bürgerlichen Mut immer wieder zum Ausdruck bringen – sich für gewöhnlich aus dem Staub machen. Sie sind genau dann nicht da, wenn Sie am ehesten Hilfe gebraucht hätten, erinnern sich plötzlich an Familie, Verpflichtungen, dringende Erledigungen …
Verstehen Sie mich bitte nicht falsch: Ich spreche nicht von Ihnen, sondern immer noch von mir. Es stimmt, ich habe meine Familie, meine Verpflichtungen sowie alle Dringlichkeiten der Welt ignoriert. Aber: Auch wenn es anders zu sein scheint, ich erlaube mir, Ihnen in Erinnerung zu bringen, dass Ausnahmen die Regel bestätigen.

Ich weiß nicht, wie und warum das so ist, aber wir erkennen dies alles erst, wenn es zu spät zu sein scheint. Die Umstände wollten, dass Dieter Schlesak zu einem der größten, mir in meinem bisherigen Leben bekannten Opfer seines, meines sowie unser aller Rückzugs ins eigene Selbst wurde. Von dieser Tatsache wird ab sofort unser Weiterleben bestimmt werden.

Ja, er ging in letzter Zeit nicht mehr so oft ans Telefon und bat mich einige Male zu warten, bis er sein Hörgerät eingeschaltet hatte. Ich war so dumm, darauf zu warten, statt mir selbst eines zu besorgen. Denn in der Tat bin ich der wirklich Taube gewesen. Zumindest ist es ihm gelungen, mich auf den Weg nach Agliano zu bringen. Nicht mehr, aber auch nicht
weniger!

Dieter Schlesak: Das Treffen mit ihm hat mir gezeigt – als es unbedingt notwendig war –, wie klein und unbedeutend, wenn überhaupt sichtbar ich in dem Register des ewigen Notars, der Zeit, bin. Wie lange wird er über uns schreiben? Wie lange ist er bereit, uns zu ertragen? Wie lange braucht er uns? Braucht er uns überhaupt? Wofür? Trotzdem: Was für ein fantastisches Abenteuer! Unsere Reise zwischen zwei unbekannten Bahnhöfen, ohne zu wissen, wann alles anfängt und endet, wer die Reisekosten übernimmt, was mit den Hinterbliebenen passiert, was auf all dieses, so geliebt und gehasst, folgen wird. Und dennoch der Nabel der Erde zu bleiben, die sich immer wieder neu entdeckt findet, um unseren Egozentrismus zu streicheln.

Vor fast 85 Jahren führten für ihn alle Wege der Erde und des Himmels nach Schäßburg/Sighişoara. Es folgte Bukarest. Dann Stuttgart. Nun heißt die Hauptstadt der Welt Camaiore. Agliano. Die Zeitlose?

(Ich suche etwas, das ich selbst lesen möchte, und schreibe es mir auf; löse Gedichte wie eigne Rätsel, verständlich für einige, gebe sie auf. Auch wenn der Tod wie die Zeit droht. Ein Liebesbrief wäre die beste Erregung, um zu verstehen, was nicht ist.)

WER HAT MICH OBEN AN DEN BRÜCHEN ERKANNT?

Die Zeitlose
droht

Dröhnen von draußen Scheiben klirren zitternd ein Vogel
am Fenster mit mir

so treten wir an/ ohne Nachricht taub

von fern ein Dröhnen
Kräfte Wirbel die schon die Schläge vorbereiten die Nähe
die Sachen fesseln dagegen körpereng

die Augenblicke gehn
aus dem ertrunknen Meer das droht unfrei an Land

wer sie bezeichnen könnte
wäre tot

Habe ich tatsächlich deine letzten Texte gesehen, mein lieber Dieter Schlesak? Vielleicht. Verstehen kann ich alles immer noch nicht. Ich finde alles zu unerwartet, irreal, ungerecht … Einige unter dem Titel „SENSE. Die letzten Reisegedichte und Texte“ gesammelten Gedichte sind 1978 datiert. Warum „die letzten“, verstehe ich genauso wenig wie vieles andere. So lange sollest du unter dem Terror des un- (oder doch) erwarteten Treffens mit Charon gelebt haben? Auch die Frau, die mehr als 50 Jahre an deiner Seite stand, scheint noch vieles nicht zu verstehen, sondern so, wie es ist, zu akzeptieren. Sie leidet grausam, aber zeigt es nicht, klagt keinen Moment. Eine echte Grande Dame. Wie die Berge im Hintergrund, die Schneemützen tragen, obwohl schon Sommer ist: aus Stein, aber gleichzeitig extrem zerbrechlich. Sie ist fest entschlossen, auch ihren letzten Lebensabschnitt hier zu absolvieren. Sie wird es tun, wie du es an ihrer Stelle getan hättest.

Erleichterung, vorsichtig, vorsichtig, Unglücksfälle sind möglich, Sturzgeburten, Blutstürze. Dreiviertel acht ist das Kind da … furchtbare Angst beim Abtrennen, Gefühl des Erstickens, Atemnot, Form der Einfachheit, ein Jauchzen –
Leben? Noch ist der Große Schatten, der seit einem Jahr über der Welt steht, nicht da, doch eine Kontur schon in den Wolken von Westen her ist erkennbar, wie eine Schmerz­linie am Himmel, ein Riesengesicht auch, das mit spitzen Zähnen in den Himmel beißt, sodass die Vögel schreien und davonfliegen; das alles wird sich entfalten wie ein fledermausartiges Geschöpf – jetzt aber noch Stille und Morgenkühle, schöne Idylle, Ruhe, von wem behütet der noch fast Ungeborene, der sich zum Dasein bequemen soll, schreiend vorerst, „wie am Spieß“, sagte der junge Vater: „Was er denn hat, der Junge?“
Ich aber friere erbärmlich …

Habe ich tatsächlich deine letzten Texte gesehen? Bestimmt
nicht.

Ich hatte mir gerade die Finger verbrannt, als ich versuchte zu erfahren, was du uns noch oder nicht sagen wolltest. Ja, wie ein unverschämter Dieb legte ich meine Hand auf einige Gegenstände, die du auf deinem Schreibtisch liegen ließt: Sie waren alle noch warm. Dein letztes Gedicht jedoch scheint eine Rose zu sein, die plötzlich in einem Garten der Toskana aus dem Boden spross. Sieht das Paradies wie ein Garten in der Toskana aus? Oder vielleicht die Hölle? Ich weiß es nicht, aber mir wurde erlaubt, dieses Wunder selbst mitanzusehen durch das Fenster deines Arbeitszimmers. Kein Buch der Welt hätte es schöner fassen können.

Ob meine Finger auch etwas anderes als deine Wärme entdeckt haben, weiß ich leider – oder Gott sei Dank – (noch) nicht: Die Dornen der Rose wollten unbedingt meine verbrannten Finger auf ihre eigene Art behandeln.

bevor du zum Thema kommst
irrst du ab
und lebst

Welch ein Irrtum, Dieter Schlesak!
Gelebt.
Geliebt.
Das auf dem Schreibtisch liegende Tagebuch:

Dott. Amoroso
Con gratitudine
Dieter Schlesak
01. 2019 Camaiore

24./25. Januar 2019: Traum von meiner Hinrichtung […]

13. März 2019: Traum von Celan […]

Ein gelber Post-it-Zettel:

Was tun? Pop Traian?

So etwas wurde mir erlaubt zu lesen … Es ist nur ein kleiner Teil von allem, was ich unter meinen Augenlidern verstecken konnte. Und nun? Was tun, Dottore Amoroso?

Vor ungefähr einem Jahr hat uns Dieter Schlesak drei Lyrikbände und einen Roman zur Veröffentlichung angeboten. Davon haben wir nun für Sie einige Gedichte und ein Prosafragment ausgewählt.

„Es war einmal in Schäßburg“ und „Drăculea ist nicht Dracula“: Die zweí Buchbesprechungen von Barbara Zeizinger beschäfti­gen sich mit dem letzten Teil von Dieter Schlesaks Transsylvani-scher Trilogie – TranssylWAHNien und Vlad, der Todesfürst. Die Dracula-Korrektur – sowie mit dem Roman des Romans:
Der Tod und der Teufel.
Anton Sterbling ergänzt den literarischen Teil zu Dieter Schle­sak mit seinen Gedanken über eine wichtige Facette von dessen Werk:

Zu Dieter Schlesaks sehr zutreffend formulierten These der „Entpolitisierung durch Überpolitisierung“, die vielfach zu einer „Politik- und Geschichtsverhinderung“ und zugleich zu einem indifferenten Opportunismus führte, wird unter anderem befunden: „Politik gibt es also im Land selbst immer noch nicht; was es gibt, ist Herrschaft.“ Und: „Erziehung zum Unpolitischen: Erwünscht ist sozialistisches Untertanendenken. Meinungsaustausch, offene Diskussion in Versammlungen, in Massenmedien ist unerwünscht, ja, verboten.“
Im kurzen dritten Hauptteil des Buches geht es vornehmlich um Vergleiche der Anpassungsmechanismen und der da-
mit erzeugten Deformationen („Infektionen“) in Ost und West […].

Außerdem versuche ich, Ihnen Dieter Schlesak mit ein paar Bildern näherzubringen. Mehr in unseren nächsten Ausgaben von MATRIX und BAWÜLON sowie in den geplanten Neuerscheinungen. Und nicht zuletzt in der vom POP-Verlag angekündigten Werkausgabe.

Georgien trat im Oktober 2018 als Hauptdarsteller auf die Bühne der größten Buchmesse der Welt in Frankfurt. Ich weiß nicht warum – wie schon so oft gesagt –, aber die Tatsache, dass ein Kleinverlag, nämlich POP aus Ludwigsburg, dort mehr Neuerscheinungen aus der georgischen Literatur präsentiert hat als alle anderen Verlage aus dem deutschen Sprachraum insgesamt, wurde von fast allen Medien einfach übersehen. Trotzdem erschien 2019 ein weiterer Titel eines wichtigen Vertreters der georgischen Literatur: Goderdsi Tschocheli. Daraus veröffentlichen wir nun eine Kurzprosa. Und Bela Tsipuria, eine bekannte Uni-Professorin aus Tbilissi, schrieb für uns einen ausführlichen Essay über den Autor und sein Werk. Beide Texte wurden von Maja Lisowski ins Deutsche übersetzt.

Wie in der letzten Nummer feiern wir auch in dieser das 15-jährige Jubiläum des POP-Verlags. Diesmal mit Materialien zu Peter Rühmkorf (einem Essay von Theo Breuer und einem Interview von Francisca Ricinski), einem Romanausschnitt von Johann Lippet und Kurzprosa von Eje Winter.

Antworten auf „die zwei großen Aspekte unseres Lebens: Wie sollen und können wir leben und wozu? Und: Was kommt danach?“ findet Ulrich Bergmann in seinen Gedanken zu Thomas Manns Roman „Joseph und seine Brüder“. Edith Ottschofski will (und schafft es) mit einigen Gedichten, uns nach London mitzunehmen, während Ngo Nguyen Dung uns Die Erkenntnisse der Genitive und seines Lebens mitteilt. Die Karpateske Nach-Lese von Carmen Elisabeth Puchianu und ein Fragment aus Edith Lutz’ Roman Einer aus Wiesendorf schließen unsere Literatur-Ausstellung.

Das Schlusswort haben wie immer unsere Rezensenten. Uli Roth­fuss, Wolfgang Schlott und Edith Ottschofski haben für uns Bücher von Isaku Yanaiharas (Mit Alberto Giacometti), Franck Maubert (Caroline. Alberto Giacomettis letztes Modell), Michaela Debastia­ni (Frauenherz), Goderdsi Tschocheli (Eine Krähe für zwei), Ngo Nguyen Dung (Tausend Jahre im Augenblick) und Ioana Nicolaie (Der Himmel im Bauch) gelesen. Außerdem kommt unser Berichterstatter aus der Stuttgarter Kulturszene, Widmar Puhl, zu Wort, der über eine Schmutzkampagne gegen SWR-Chefdirigenten, ein Symphoniekonzert plus x und ein Internationales Friedenskonzert in Stuttgart schreibt.

Mehr passte in diese – schon wieder opulente – Ausgabe nicht hinein. Die nächste aber steht vor der Tür.

Ihr Traian Pop

Es signiert: • Dieter Schlesak • Anton Sterbling • Barbara Zeizinger • Goderdsi Tschocheli • Bela Tsipuria • Eje Winter • Johann Lippet • Francisca Ricinski-Marienfeld • Theo Breuer • • Peter Rühmkorf • Ulrich Bergmann • zu Thomas Manns Roman „Joseph und seine Brüder“ • Edith Ottschofski • Carmen Elisabeth Puchianu • Edith Lutz • Uli Rothfuss • Traian Pop • Wolfgang Schlott • Widmar Puhl •

Traian Pop • Editorial / S. 4

Dieter Schlesak • THEOPHANIE. Letzte Reisegedichte und Texte
Traian Pop • Porträts, 2014 . Fotos / S. 11 und S. 12
Dieter Schlesak • Sense . Gedichte / S. 13
Dieter Schlesak • Devachan . Prosa / S. 23
Dieter Schlesak • Sechs Fotos aus dem Privatarchiv des Autors, 1934–2009 / S. 53
Traian Pop • Linde Birk, die Frau, die immer an Dieter Schlesaks Seite stand und stehen wird . Foto / S. 58
Traian Pop • Dieter Schlesaks Tagebuch . Foto / S. 60
Traian Pop • Vor der Reise: Dieter Schlesaks letzte Notiz . Foto /
S. 62
Barbara Zeizinger • Es war einmal in Schäßburg. Der letzte Teil von Dieter Schlesaks Transsylvanischer Trilogie / S. 63
Barbara Zeizinger • Drăculea ist nicht Dracula. Zu Dieter Schle-saks Vlad, der Todesfürst. Die Dracula-Korrektur und Der Tod und der Teufel / S. 66
Anton Sterbling • Dieter Schlesak – Erinnerungsfragmente / S. 70
Traian Pop • Dieter Schlesaks Schreibtisch . Foto / S. 86
Traian Pop • Hier fängt die letzte Reise an: Dieter Schlesaks Ruhe-
stätte . Foto / S. 87

Die Welt und ihre Dichter
Goderdsi Tschocheli • Ein Brief an die Tannen . Prosa / S. 89
Bela Tsipuria • Der magische Realismus bei Goderdsi Tschocheli /
S. 103
Francisca Ricinski-Marienfeld • Peter Rühmkorf, 2009 . Fotos / S. 112 und S. 120
Theo Breuer • Peter Rühmkorfs Gedichtbuch Wenn – aber dann von 1999 – haltbar bis heute (und darüber hinaus) / S. 113
Francisca Ricinski-Marienfeld sprach mit Peter Rühmkorf: „Als Richter über den Dichter tauge ich nicht“ / S. 117
Johann Lippet • Franz, Franzi, Francisc . Ein Auszug aus dem gleichnamigen Roman / S. 129
Eje Winter • der ort der verwandlung . die geschichte mit valentin . Prosa / S. 143
Ulrich Bergmann • EX ORIENTE LUX. Gedanken zu Thomas Manns Roman „Joseph und seine Brüder“ / S. 149

Atelier
Edith Ottschofski • Sechs Gedichte / S. 159
Ngo Nguyen Dung • Die Erkenntnisse der Genitive und meines Lebens / S. 165
Carmen Elisabeth Puchianu • Nach-Lese. Eine kleine Karpateske .
Prosa / S. 169
Edith Lutz • Einer aus Wiesendorf . Ein Auszug aus dem gleichnamigen Roman / S. 177

Bücherregal
Uli Rothfuss • Alberto Giacometti . Zwei neue, grandiose Annäherungen an ein Kunstgenie – Isaku Yanaihara: Mit Alberto Giacometti und Franck Maubert: Caroline. Alberto Giacomettis letztes Modell / S. 199
Uli Rothfuss • Michaela Debastiani: Frauenherz / S. 201
Wolfgang Schlott • Goderdsi Tschocheli: Eine Krähe für zwei / S. 204
Wolfgang Schlott • Ngo Nguyen Dung: Tausend Jahre im Augen­blick / S. 208
Edith Ottschofski • Ioana Nicolaie: Der Himmel im Bauch / S. 211

Aus der Kulturszene
Widmar Puhl • Schmutzkampagne gegen SWR-Chefdirigenten? /
S. 213
Widmar Puhl • Internationales Friedenskonzert in Stuttgart: „Touch!“ / S. 215
Widmar Puhl • Symphoniekonzert plus x mit Currentzis / S. 217

 

MATRIX 1/2019 (55) • Eginald Schlattner •

Ciudat, dar îmi vine să scriu româneşte …
Komisch, aber ich hätte Lust, rumänisch zu schreiben … Denn ich lerne Rumänien auch dank einiger deutscher Freunde besser ken-
nen. Ich, der geborene Rumäne, der jetzt – als Verleger ein „Wiederholungstäter“, der immer wieder an den „Tatort“ zurückkehrt – ein Editorial schreiben muss.
Nun, so wie ich mich wahrscheinlich zig Mal geäußert habe, ohne besonders hervorzuheben, dass alles, was ich Ihnen mitteile, nur meiner Realität entspricht – um Ihnen das Gefühl zu geben, dass
es sich bei meinen Aussagen um eine allgemein verbindliche
Sicht der Dinge handelt –, muss ich nun betonen, dass alles, was ich im Folgenden erzähle, stimmt.
Ich bin nicht mehr der Jüngste. Als mein Vater noch lebte, habe ich mal seine Jacke und seinen Mantel anprobiert. Danach traute ich mich, in seine Haut zu schlüpfen. Als mein Bruder von einer Lawine verschüttet wurde und starb, bat ich meinen Vater, seine Haut zu verlassen, um in die Haut meines Bruders zu schlüpfen.
Er sagte nichts, aber ich konnte nur mit seiner Haut in die Haut meines Bruders schlüpfen. Die Szene wiederholte sich, als meine Mutter mich aufforderte, in ihre Haut zu schlüpfen.
Warum ich Ihnen all dieses sage? Weil ich gerade mit meinen eigenen Fehlern konfrontiert bin. Und mit den Fehlern meines Vaters. Und mit den Fehlern meines Bruders. Und mit denen meiner Mutter. Meines Erachtens schaffte ich es nie, meine bisherigen Fehler zu vermeiden. Ebenso wenig wie die Fehler von Vater, Bruder oder Mutter. Noch schlimmer: Meine Kinder haben – soweit ich das mitbekommen habe – nie etwas aus meinen Fehlern gelernt, ob-wohl ich immer wieder vorgesorgt habe, genauso wie mein Vater und meine Mutter … Anders gesagt: Ich habe es nicht geschafft, meine Kinder besser als mich werden zu lassen.
Hätte ich das machen müssen? Wäre diese Welt besser, wenn zum Beispiel meine Kinder kein Flugzeug besteigen würden, da es
umweltschädlich, außerdem gefährlich und absolut ungesund ist – vor allem, wenn man bedenkt, dass mein Vater, der Pilot war, an Krebs starb und lange Zeit gar nicht gemerkt hatte, wie sich die
Radar-Strahlung auf seinen Körper auswirkte? Würde es meinen
Kindern besser gehen, wenn sie auf Fast Food verzichteten, weil es
ungesund ist? Würden sie ruhiger schlafen, wenn sie kein Handy benutzen würden und kein Bluetooth und kein WLAN, weil man nicht
sicher sein kann, was für einen Schaden dies alles nach sich zie-
hen könnte? Würden Sie länger leben, wenn Sie das Skifahren auf-
gäben, weil nicht nur mein Bruder, na ja, dabei erwischt wurde … Würden meine Kinder einen besseren Job haben, wenn sie nicht mehr zur Wahl gingen wie meine Mutter, die alle Politiker ent-
weder für dumm oder für korrupt erklärt hat und schuldig am Tod ihres Mannes wie ihres Sohnes? Wie wäre es ohne das Abenteuer, das Risiko, den Wunsch, etwas Neues zu entdecken, zu erleben, zu versuchen? Eine Gesellschaft von gealterten Kindern, eine
Geschichte ohne Vergangenheit und Zukunft, ein Zahnrad, das sich selbst genug ist, um selbstverliebt zu entscheiden, wann es
sich nicht mehr drehen mag?
Schön, werden einige von Ihnen sagen, schön wäre, wenn alle
Horrortaten, die von Menschen an Menschen – um nicht noch
an die Zerstörung der Umwelt zu erinnern – verübt werden, ein für alle Mal verschwinden würden: endlich Gerechtigkeit! Warum sollte es wie gewohnt weitergehen?
Nun frage ich mich: Wie anders? Gibt es etwas anderes? Gibt es tatsächlich eine „gute“ und eine „schlechte“ Geschichte? Es sieht so aus, dass wir nur zwischen dieser Mischung aus Versuch, Horror, Abenteuer, Unerträglichkeit, Unvorhersehbarkeit und … dem Nichts wählen dürfen.
Wie gesagt, ich höre die Stimme meines Bruders, wenn ich etwas über die Berge erzähle oder wenn ich jemandem kategorisch widerspreche – nur um ihm zu widersprechen. Die Stimme meiner Mutter höre ich, wenn mein Körper schmerzt, weil ich
sie so sehr vermisse. Die Stimme meines Vater höre ich, wenn ich unserem Enkelkind zu erklären versuche, wie man eine eingefro-
rene Militärmaschine startklar macht mithilfe einer Roma-Band, die Csárdás-Tänze spielt, und mit einem Viertel Palinka.
Ja, ich hätte gern rumänisch schreiben wollen …
Komisch? Nicht unbedingt, wenn ich an diese MATRIX-Ausgabe denke, die mich in einen Ausnahmezustand versetzt hat.
Wundern Sie sich nicht: Ich lerne gerade eine wunderbare Facette Rumäniens kennen dank eines der besten dort geborenen deutschsprachigen Schriftsteller. Ich lerne gerade eine wunderbare Facette Europas und der Welt kennen dank eines evangelischen Pfarrers und Gefängnisseelsorgers aus Rumänien. Ich lerne gerade mich kennen: so ängstlich, neidisch, schwach, gierig, unbedeutend usw., aber deswegen doch froh, glücklich und unternehmungslustig. Und vor allem voller Lust, ins Auto zu steigen und nach Rothberg/Roşia zu fahren. Um Freude und Frieden zu tanken. Binecuvântat să fie cel ce mi-a îndreptat paşii spre dumneavoastră! Gelobt sei jener, der meine Schritte zu Ihnen gelenkt hat, Eginald Schlattner! Und ich bitte Sie um Verzeihung, wenn ich nun – so „klein und mit sprudelndem Kopf“, wie ich mich fühle –, nicht in der Lage bin, etwas anderes zu tun, als unseren Lesern zu empfehlen, Ihre
Bücher so schnell wie möglich zur Hand zu nehmen.

Liebe Leserinnen und Leser, ich freue mich, Ihnen diese besondere Ausgabe, die Eginald Schlattner, den erfolgreichsten deutschen Autor aus Rumänien, als Schwerpunk hat, präsentieren zu dürfen. Es signieren: Eginald Schlattner, Sigurd Paul Scheichl, Michaela Nowotnick, Edith Konradt, Karl-Markus Gauß, Eva László-Herbert, Gabriela Sonnenberg, Andreea Dumitru, Christoph Klein, Matthias Buth, Traian Pop Traian, Frieder Schuller, Gabriella-Nóra Tar, Cord Meier-Kloth, Emil Hurezeanu und Mirona Stănescu.

Dazu gibt es einen starken Lyrik-Teil zum 100. Geburtstag von
Hans Bender mit seinen letzten Vierzeilern, begleitet von einem Essay von Theo Breuer.

Und vergessen Sie bitte nicht, uns auf der Leipziger Buchmesse, Halle 4. E213 zu besuchen. Die vorliegende Ausgabe wird am Sonntag, 24. März 2019, im Café Europa, Halle 4, E401 um 13.00 Uhr von Edith Konradt, Herausgeberin dieses MATRIX-Schwerpunktes und Lektorin von Eginald Schlattners Buch Wasserzeichen, vorgestellt.
Traian Pop

Es signiert: • Eginald Schlattner • Man verlasse den Ort des Leidens nicht, sondern handle so, dass die Leiden den Ort verlassen • Sigurd Paul Scheichl • Michaela Nowotnick • Karl-Markus Gauß • Christoph Klein • Eva László-Herbert • Gabriela Sonnenberg • Andreea Dumitru • Matthias Buth • Traian Pop Traian • Frieder Schuller • Gabriella-Nóra Tar • Cord Meier-Kloth • Emil Hurezeanu • Mirona Stănescu • Harald Gröhler • Wolfgang Schlott • Hans Bender • Letzte Vierzeiler • Theo Breuer •

Editorial / S. 4

Die Welt und ihre Dichter

Eginald Schlattner • Man verlasse den Ort des Leidens nicht, sondern handle so, dass die Leiden den Ort verlassen
Eginald Schlattner • Und … / S. 7
Sigurd Paul Scheichl • „Wie an den Lagerfeuern der Karawan-
sereien“. Eginald Schlattner – ein exotisches Kuriosum? Zur Schlattner-Rezeption in den deutschsprachigen Ländern / S. 27
Michaela Nowotnick • Vom Büchermachen / S. 51
Eginald Schlattner • im Gespräch mit Edith Konradt über seinen Debütroman Der geköpfte Hahn: „Eindeutigkeit gibt es nur um den Preis des Irrtums“ / S. 57
Eginald Schlattner • Maghrebinische Zwischenräume / S. 65
Eginald Schlattner • Vom Dorfweiher zum Königsschloss. Ein modernes Märchen und mehr / S. 72
Karl-Markus Gauß • Brief an Eginald Schlattner / S. 75
Eva László-Herbert • Geballte Klarsicht und die bittersüße Poetik
der Erinnerungen eines Mitteleuropäers / S. 77
Gabriela Sonnenberg • Gespiegelt im Fluss der Erinnerungen. Gedanken zu Eginald Schlattners Buch Wasserzeichen / S. 79
Andreea Dumitru • „Erlebte, gelebte Wirklichkeit“. Eginald Schlatt-
ners neues Buch Wasserzeichen / S. 89
Christoph Klein • Mythische Erinnerungsorte in Eginald Schlattners Wasserzeichen / S. 95
Eginald Schlattner • Bericht des evangelischen Gefängnispfarrers /
S. 125
Eginald Schlattner • Ja nicht Ja. Walther Gottfried Seidner zum 80. /
S. 145
Eginald Schlattner • Fackeln im Schnee / S. 159
Matthias Buth • Gemeinde / S. 167
Traian Pop Traian • Ultima ninsoare / Der letzte Schnee / S. 170
Frieder Schuller • Rothbach zur Neige / dr. honoris ruffimontanus /
S. 173
Eginald Schlattner • Post festum. Zur Verleihung des Ehrendoktor-
titels am 12. November 2018 in der Johanniskirche zu Hermannstadt / S. 176
Gabriella-Nóra Tar • Laudatio zur Verleihung des Ehrendoktortitels an Pfarrer Eginald Schlattner / S. 183
Eginald Schlattner • Der Fremdling im Tor. Akademische Ansprache beim Festakt zur Verleihung des Ehrendoktortitels / S. 192
Eginald Schlattner • Tränen in vielen Sprachen / Lacrimi în multe
limbi. Deutsche Übersetzung der rumänischen akademischen Ansprache / S. 207
Cord Meier-Kloth • Ansprache in der Begegnungsstätte „Bischof Friedrich Teutsch“ / S. 224
Emil Hurezeanu • Ansprache in der Begegnungsstätte „Bischof Friedrich Teutsch“ / S. 228
Mirona Stănescu • Ansprache in der Begegnungsstätte „Bischof Friedrich Teutsch“ / S. 231

Hans Bender • Letzte Vierzeiler
Theo Breuer • Vertraute Wörter, Rhythmen, Reime. Zum 100. Ge-
burtstag von Hans Bender / S. 234
Hans Bender • Hinter die dunkle Tür. Zwanzig Vierzeiler / S. 237

Bücherregal
Harald Gröhler • Dato Barbakadse: Wenn das Lied sich vom ermüdeten Körper befreit / S. 243
Wolfgang Schlott • Helmut K. Seitz / Ingrid Thoms-Hoffmann: Die berauschte Gesellschaft. Alkohol – geliebt, verharmlost, tödlich / S. 247

MATRIX 4/2018 (54) • 15 Jahre Literaturverlag •

Vor 15 Jahren habe ich mir erlaubt, einen Verlag zu gründen. Eine größere Sünde hätte ich nicht begehen können, lieber Gott der Literatur und Kunst!
Ich gestehe: Meine Sünde betrifft mehr als 400 angenommene Manuskripte, und ich habe immer noch nicht genug davon, trotz meines Alters, meiner fehlenden Kräfte und Kapazitäten. Ich habe mich in mehr als 400 Autorinnen und Autoren verliebt, sogar in jene, die mir und meinem Verlag nicht wohlgesonnen waren, und mit allen – ohne Ausnahme – mein Leben geteilt: mit Tausenden von Prosastücken und noch mehr Gedichten sowie Texten aller Art über Literatur und Kunst. Mit Luther gesprochen: Hier verlege ich und kann nichts anders! Was für eine Anmaßung, lieber Gott der Literatur und Kunst!
Einen Ausspruch des geschätzten Verlegers Kurt Wolff habe ich mir von Anfang an als Maxime auserkoren: „Man verlegt entweder Bücher, von denen man meint, die Leute sollen sie lesen, oder Bücher, von denen man meint, die Leute wollen sie lesen. Verleger der zweiten Kategorie, das heißt Verleger, die dem Publikumsgeschmack dienerisch nachlaufen, zählen für uns nicht – nicht wahr?“ Dieses Zitat ist zugleich Motto und Leitfaden meiner verlegerischen Ambitionen. „Geht es noch?“, wirst du, lieber Gott, bestimmt fragen.
Nun folgt aber etwas, das alle Erwartungen übersteigt: Der Verlag ist unabhängig und macht davon im Dienste der Förderung der Literatur auch im Sinne der Zusammenführung europäischer Autoren und Literaturen mit Sorgfalt und Verstand Gebrauch, und zwar aus Überzeugung und Vergnügen, mit Augenmaß und Ernsthaftigkeit, auf eigene Kosten und mit einem eigenen, unverkennbaren Verlagsprofil.
Verzeih mir, lieber Gott, wenn ich ergänze, dass der Aufwand für Lektorate, Druckkosten, Messestände usw. nicht nur beträchtlich, sondern auch immer höher war als die Einnahmen und mich an die Grenzen des Machbaren und der Existenz geführt hat. Mit der vorliegenden Beichte der umfassenden literarischen Sünden des Pop-Verlags und dessen Betreiber lege ich mein Herz in deine Hände, auch wenn es schwach ist, verrückt und immer noch bereit zu sündigen, trotz regelmäßiger ärztlicher Behandlungen.
Eine Sünde ist natürlich auch die Tatsache, dass es sich beim Pop-Verlag de facto um einen „Ein-Mann-Verlag“ handelt – was fälschlicherweise vermuten lassen könnte, dass die verlegerische Arbeit (Romane, Lyrik, Essays, Übersetzungen aus Literaturen anderer Länder, Reisebeschreibungen etc.) nicht professionell erfolgt. Dazu lässt sich nur anmerken, dass das Gegenteil der Fall ist.
Könntest du bitte, lieber Gott, unseren Autoren zuflüstern, dass der Pop-Verlag mit Stolz auf seine lange Reihe von Autorinnen und Autoren aus verschiedenen Ländern Europas und den USA blickt, auf namhafte, vielfach international prämierte Schriftsteller mit allerhöchsten ästhetischen Ansprüchen (deren Werke zum Teil auch verfilmt wurden): die weltbekannte rumänische Schriftstellerin und Bürgerrechtlerin Ana Blandiana, Friederike Mayröcker, Eginald Schlattner, Hans Bender, Orhan Kemal, Orhan Pamuk oder Herta Müller, aber auch Klaus Martens, Richard Wagner, Dieter Schlesak, Johann Lippet, Horst Samson, Dieter P. Meier-Lenz, Badri Guguschwili, Dato Barbakadse, Jan Goczol, Dimiter Dublew, Haadaa Sendoo, Robert Şerban und viele andere, darunter auch bekannte Größen aus der Region wie Imre Török, Barbara Zeizinger, Reiner Wedler, Uli Rothfuss oder Norbert Sternmut. Dazu Übersetzer von Ruf aus dem Amerikanischen, wie Klaus Martens, oder aus dem Rumänischen, wie Ernest Wichner, Gerhard Csejka, Georg Aescht oder Edith Konradt, die für den Pop-Verlag arbeiten. Mit welch sündhaftem Engagement ich den Verlag betreibe, zeigt nicht zuletzt auch der seit 2014 jährlich vergebene Debüt-Literaturpreis zur Förderung von jungen/neuen Autoren.
Doch das ist bei Weitem nicht alles. Das literarische Sünden-Programm wird flankiert von der Herausgabe zweier Literaturzeitschriften – „Matrix“ und „Bawülon“ –, jede Ausgabe mit durchschnittlich 200 Seiten, die regelmäßig viermal pro Jahr erscheinen. Und dies ohne Zugeständnisse an die literarische Qualität, sodass eine ständige Präsenz auf den Literaturbühnen nicht nur in Baden-Württemberg, sondern in ganz Deutschland, ja, auch in Europa gewährleistet ist.
Selbstverständlich sündigt der Pop-Verlag auch bei den Buchmessen in Frankfurt und in Leipzig, wo er jeweils mit einem eigenen Stand vertreten ist, um die Neuerscheinungen auch in Form von Autorenlesungen dem interessierten Publikum zu präsentieren.
Bei diesem umfassenden Programm und Konzept käme niemand auf die Idee, dass es sich beim Pop-Verlag in der Tat um einen Kleinstverlag handelt, hinter dem im Prinzip nur eine einzige Person steht, die – um das anspruchsvolle verlegerische Programm finanzieren zu können – bis vor kurzem auch noch einer geregelten Erwerbstätigkeit als Elektronikingenieur nachgegangen ist.
Verehrter Gott der Literatur und Kunst, es lässt sich aus der Ferne nicht im Leisesten ermessen, aber gewiss erahnen, wie viel Herzblut, Energie und Arbeit ich in diesen Verlag stecke! Ich bin auch dankbar, dass es mir immer wieder aufs Neue gelingt, einzelne Schriftsteller für Korrekturen oder für die Vorauswahl literarischer Texte als aktive Helfer einzubinden. Doch die Hauptsünde – von der Textauswahl über das Layout, die Gestaltung der Buchumschläge und die Druckvorbereitung bis hin zum Vertrieb – kann mir ohne deinen Willen niemand abnehmen.
Lieber Gott der Literatur und Kunst, verzeih mir, aber ich halte die Verlagsarbeit mit dem 15-jährigen Jubiläum keineswegs für abgeschlossen, vollendet, sondern bin bereit, auch künftig all meine Energie, Kraft und Ambitionen, mein Wissen und Können in diese wunderbare Tätigkeit zu investieren. Denn ich bin mir sicher: Ganz dagegen kannst du nicht sein. Wie sonst hätte ich die Menge an Autoren und Freunden, Texten und Bildern, Freude und Ärger, Arbeit, Schulden, Krankheiten und allem, was sonst noch dazugehört, bewältigt? Ich danke dir, dass du mir dies alles gewährst!
Und, lieber Gott der Kunst und Literatur, was wäre ich ohne die Redaktionsmitglieder (deren Namen und Funktionen du auf der ersten Seite jeder Ausgabe lesen kannst)? Diese Frage bedarf – selbstredend – keiner Antwort, und ich sage, schlicht und (hoffentlich) ergreifend: DANKE.
Ich danke auch allen Autorinnen und Autoren sowie Leserinnen und Lesern, ohne die es den POP-Verlag nicht gäbe, und bitte sie, an unserem Fest teilzunehmen. Auf der Bühne stehen diesmal: Dieter Schlesak, Orhan Kemal, Orhan Pamuk, Kalosh Çeliku, Uli
Rothfuss, Theo Breuer, Francisca Ricinski, Barbara Zeizinger, Klaus Martens, Mićo Cvijetić, Benedikt Dyrlich, Ngo Nguyen Dung, Holger Benkel, Peter Frömmig, Horst Samson, Ulrich Bergmann, Wolfgang Schlott, Marco Sagurna, Mark Behrens, Karl Wolff, Elke Engelhardt, Eric Giebel und Widmar Puhl.
Traian Pop

Es signiert: • Dieter Schlesak • Orhan Kemal • Orhan Pamuk • Kalosh Çeliku • Uli Rothfuss • Theo Breuer • Francisca Ricinski • Barbara Zeizinger • Klaus Martens • Mićo Cvijetić • Benedikt Dyrlich • Ngo Nguyen Dung • Holger Benkel • Peter Frömmig • Horst Samson • Ulrich Bergmann • • Marco Sagurna • Wolfgang Schlott • Mark Behrens • Karl Wolff • Elke Engelhardt • Eric Giebel • Widmar Puhl • 

Editorial / S.4

Die Welt und ihre Dichter

• 15 Jahre Literaturverlag Traian Pop •
Dieter Schlesak • Zwölf Gedichte / S. 7
Orhan Kemal • Die 72. Zelle . Prosa. / S. 23
Orhan Pamuk • Die Lebensbejahung Orhan Kemals / S. 29
Kalosh Çeliku • Dreizehn Gedichte / S. 31
Uli Rothfuss • nachrichten aus einem land im dauernden ausnahmezustand – die gedichte von kalosh çeliku / S. 39
Theo Breuer • Zehn Gedichte / S. 42
Francisca Ricinski • Acht Gedichte / S. 53
Barbara Zeizinger • der ort der verwandlung . die geschichte mit valentin / S. 61
Klaus Martens • Das Übliche, mit Variationen: Ein weiteres Kapitel / S. 67
Mićo Cvijetić • Sechs / S. 75
Benedikt Dyrlich • Begegnungen mit Mićo Cvijetić / S. 81
Ngo Nguyen Dung • Auszug aus „Tausend Jahre im Augenblick“ / S. 85
Holger Benkel • wohnräume der poesie: Theo Breuer · Zischender Zustand · Mayröcker Time / S. 95

Zeitgeschichte
Peter Frömmig • Mythos und Wirklichkeit revolutionärer Zeiten. Die 1968er Bewegung und ihre Folgen. / S. 103
Horst Samson • Umherirren in der Fremde · Die Bulhardt-Affäre – Der Anfang vom Ende des Literaturkreises „Adam Müller-Guttenbrunn“ / S. 114
Ulrich Bergmann • Der Bonner Bücherkarren / S. 137

Atelier
Wolfgang Schlott • Dreizehn Gedichte / S. 148
Marco Sagurna • Zehn Gedichte / S. 155
Mark Behrens • Chimären und andere Seltsamkeiten . Gedichte und Geschichten / S. 165
Karl Wolff • Warum ich Nationalhymnen brauche . Vier Prosa-
stücke. / S. 176

Bücherregal
Elke Engelhardt • Zurückhaltung im Dienst der Tiefe . Michael Hillen, Antonia und andere Frauengeschichten / S. 181
Elke Engelhardt • Landgewinnung durch Poesie . Francisca Ricinski, In deinen Schuhen voller Sand / S. 184
Eric Giebel • Diskrete Poesie . Michael Hillen, Antonia und andere Frauengeschichten / S.187
Eric Giebel • Zwei georgische Lyrikerinnen . Bela Chekurishvili und Irma Shiolashvili / S. 189
Wolfgang Schlott • Helmut K. Seitz / Ingrid Thoms-Hoffmann, Die berauschte Gesellschaft. Alkohol – geliebt, verharmlost, tödlich. / S.189

Aus der Kulturszene
Karl Wolff • 30-jähriges Jubiläum der Gesellschaft zur Förderung der deutsch-russischen Beziehungen Münster / Münsterland e.V. / S.193
Widmar Puhl • Liechtenstein wie noch nie: 40 Jahre PEN Club. / S.197

MATRIX 3/2018 (53) • Kreuz und quer – Literatur aus Rumänien •

„Jedoch: Ist ein Buch gedruckt, gehört es nicht mehr dem Verfasser an. Es ist in die Hände der Welt gelegt. Und verwandelt sich im Guten, im Unguten durch die, die es lesen, wächst auf alle Fälle über sich hinaus.“
Eginald Schlattner

Zauberer des Wortes

Sie sind Zauberer des Wortes und einige von ihnen schon lange nicht nur in ihrer Heimat, sondern auch über deren Grenzen hinaus bekannt. Einige sind – sonderbarerweise – im Ausland sogar bekannter und beliebter als zu Hause. Und einige warten noch darauf, entdeckt zu werden. Sie kommen alle aus Rumänien. Nicht nur, aber auch deswegen bieten wir ihren Werken so viel Platz wie möglich in unserer MATRIX, einer Veröffentlichung des – wie einer der eloquentesten Schriftsteller Rumäniens und gleichzeitig des deutschsprachigen Raumes bemerkt hat – „vielstimmigen Verlags POP, Inhaber Traian Pop, beheimatet in Rumänien, zu Hause in Deutschland“. Und hoffen, eine Antwort zu finden auf die Frage: Wie viel noch zu entdeckende Literatur aus Rumänien versteckt sich in den Schubladen der Autoren, Übersetzer und Verlage, die mit diesem Land verbunden sind?
So viel darüber, was mir als Initiator dieses Projekts vor etwa drei Jahren durch den Kopf ging, als das Ganze sich noch in der Planungsphase befand. Inzwischen ist vieles passiert und die Leipziger Buchmesse, auf der Rumänien Gastland war, liegt schon einige Monate zurück, doch fertig sind wir mit unserem Vorhaben noch lange nicht. Und werden, wie es aussieht, nie damit fertig sein.

Alltag des Schreibens

Eginald Schlattner, ein im Dörfchen Rothberg bei Hermannstadt/Sibiu lebender siebenbürgischer Autor und evangelischer Pfarrer, dessen letztes Buch Wasserzeichen definitiv zu den besten Titeln des Jahres 2018 gehört, eröffnet unsere Gala. In einer „kurzen Darbietung“ zu Wasserzeichen schrieb er u. a.:
Doch nachdem es heißt, der Heilige Geist Gottes hat sein Wohlgefallen an gelungenen kulturellen Schöpfungen, sage ich: Gott befohlen.
Zu mir ein Wort: Für mich stand das vergangene Jahr unter dem Zeichen von „fallen“, war gezeichnet von „Missfällen“: Arbeitsunfall in der Kirche beim Friedensgebet. Und dann weiter: Nach dem Hinfall unselige Fälle und Vorfälle noch und noch. Auch ein Todesfall.
Nun also: Ausfälle, ja! Aber kein Wegfall: Jeden Sonntag halte ich Gottesdienst, allerdings vor den Menschenkindern aus den Lehmhütten beim Bach. Evangelische Deutsche sind wir noch vier Greise zu begraben. Selbst die Toten sterben aus.
Dazwischen wahrlich das Ganze metaphysisch überhöht von Glücksfällen.
Und wie wir es glauben wollen: Alles in allem kein Unfall! Sondern eine Kette von Fügungen. Denkbar auch als Weg Gottes da hinaus, um nachzudenken, was am Ende der Biografie als Sündenfall benannt werden sollte und vielleicht in letzter Stunde wiedergutgemacht werden kann. Über dem Portal meiner Kirche (1225) steht in Marmorlettern: „Weise mir, Herr, DEINEN Weg.“
Leider Rückfall vor einem Monat, unerträgliche Schmerzen. Es geschah eines Abends wie aus heiterem Himmel, wahrlich ein Überfall. Ich tappe neuerlich mit dem Gestell zwischen Bett, Bad, Büro meines Weges.
Traumziel bleibt, wieder mit dem flotten Krückstock, wie im Sommer, hochgestimmt dahinzuwallen, so z. B. von der Küche bis zur Kirche, unbegleitet!
Ansonsten beschirmt Tag und Nacht die Haustochter Carmen
Bianca Trandafir mit viel Lachen und in Liebe. Die sich vor sieben Jahren, spitalsreif geschlagen, aus der Lehmhütte vom Bach eines Nachts auf den Pfarrhof gerettet hat, wissend um die offene Tür hier. Ich sagte: „Bleib!“
Nach zwölf Jahren ist es so weit: Am 16. März 2018 um 17.30 Uhr stellt Frau Dr. Edith Konradt das Buch vor: „Wasserzeichen“. Leipziger Buchmesse, Stand Rumänien.
Es ist ein letztes Wort am Ende meiner Biografie. Das letzte Wort. Ob und wie es gehört wird?
Zwei Damen befinden, die den Inhalt am Stück kennen und jedes Teilstück dazu: „Die Fülle von springlebendigen Gestalten und oft haarsträubenden historischen Gegebenheiten verdichtet sich zum breiten Zeitgemälde.“ (Edith Konradt) „Langwierig, aber nicht langweilig. Und ,Wasserzeichen‘ kann den übrigen Büchern ‚das Wasser reichen‘.“ (Tamar Ambros)
Auf der Himmelsleiter der Geltungen, gewiss, wünsche ich meinen Büchern einen würdigen Platz. Aber auf den obersten Sprossen der Skala gilt für mich, den Geistlichen, als triftig ungleich anderes. Denn: Meiner Seele Seligkeit hängt nicht von den Büchern ab.
Wie einfach, klar und natürlich. Man versucht das Leben zu leben – egal ob es seine schöne oder weniger schöne Seite zeigt –, bewusst und froh, diese einmalige Chance nutzen zu dürfen.
Haben Sie bitte Verständnis für den Verfasser dieses Editorials, wenn er dem oben Gesagten kaum noch etwas hinzuzufügen hat. Was könnte ich Ihnen denn noch erzählen? Dass sich auch im Dasein eines Schriftstellers vieles um den normalen Alltag dreht? Selbst in Rumänien – wie überall, wo man (noch) schreibt und liest. Es geht – wie Sie den ausgewählten Textbeispielen entnehmen können – um nicht mehr und nicht weniger als um das Leben in dieser Ecke der Welt, das zu weiten Teilen anders war und ist, als man es sich im Westen in vielen klischeehaften Bildern vorstellt, nämlich keineswegs nur Dracula, Bettler, Ceauşescu, Securitate, leere Regale, Plattenbauten und Korruption. Meiner Meinung nach will Eginald Schlattner auf keinen Fall die Siebenbürger Sachsen, die Rumänen, die Ungarn, die Zigeuner – die sich übrigens in Rumänien selbst so nennen und nicht Roma – sowie alle, die dort gelebt haben oder immer noch leben, verteidigen oder verurteilen, er versucht nicht, sich oder andere reinzuwaschen, er lässt nur sein Leben – und alles, was dazugehört – in seine Prosa einfließen. Einfach so, aus Lust am Erzählen. Nicht weil er es so plant, sondern weil er nicht anders kann. Er ist kein gelernter, sondern ein geborener Schriftsteller. Einer mit einem eigenen Stern in der himmlischen Nomenklatur. Was nicht unbedingt heißt, dass er und sein Werk mit bedeutenden Literaturpreisen bedacht wurden. Denn das Gegenteil gehört leider auch zur unserer „Normalität“. Selbst wenn z. B. der Roman Rote Handschuhe, der Eginald Schlattners zwei Jahre Untersuchungshaft bei der Securitate in Stalinstadt (heute wieder Kronstadt/Braşov) thematisiert, unter den hundert besten in deutscher Sprache geschriebenen Büchern 1999–2001 figuriert (Goethe-Institut, Internationes). Übrigens wird eine der nächsten Ausgaben von MATRIX dem Werk und Wirken von Eginald Schlattner als Schwerpunktthema gewidmet sein.
Der „rumänische Teil“ dieser Ausgabe wird durch Lyrik unterstützt. Es signieren u. a.: Ana Blandiana (Die Einsamkeit ist eine Stadt, / in der die anderen gestorben sind – welch ein wunderbarer Einstieg in die Welt der Lyrikerin!), die junge Autorin Ana Donţu (mit tom&jerry konntest du alles tun), Dinu Flămând (frühmorgens das Schweigen der Nacht / am Fenster die Asche der Zeit), Ilse Hehn (Der Versuch, auf Füchsen zu reiten. // Nichts geht mehr bis aufs Blut, / die Pferde sind tot, es lebe der Gaucho, / die Pampa verloren an den Westen), Petru Ilieşu (Rumänien, / – Siehe da die Logik von der Immunität der Parlamentarier / siehe ein neues Handwerk rentabel und geschützt / das der Demokratie alle schmutzigen Spuren verwischt […] Rumänien, ein neuer Sieg! / Eine neue Diktatur der Opfer. / Ein Frieden! / Noch ein Frieden! / Ein … neuer Frieden!), Traian Pop Traian (der Augenblick der Liebe muss vor anderen geheimgehalten werden / denn die Gefahr mehr zu lieben als du verkraftest verzehnfacht sich / wenn alles öffentlich wird wenn der Zuschauer dich zu immer / höheren Leistungen zwingt ausgerechnet dich der du so konservativ veranlagt bist / dass du nicht einmal ihren Namen in Kleinbuchstaben schreiben würdest), Horst Samson (Also werde ich zappeln, werde zappeln / In der Hoffnung auch, dass der Mann am Schlegel / Mut und Weisheit genug haben wird, zu berichten, / Wie maßlos gering sein Verdienst war), Hellmut Seiler (Es geht also weiter. Immer weiter. / Die Wirklichkeit eine Strickleiter, / zur Kenntlichkeit verzerrt) und Robert Șerban, einer der erfolgreichsten (noch) Jungautoren aus der rumänischen Literaturszene (tatsächlich / erwarte ich nichts wenn / das Blatt Papier vor mir liegt / genauso wie ich auf einer Brücke / nichts anderes erwarte als dass sie mich hinüberbringt / oder entzweibricht).

Die Welt und ihre Dichter wird eingerahmt von einigen neu ins Deutsche übersetzten Gedichten von Wjaceslaw Kuprijanow. Und ein Essay von Klaus Martens – „Ich bin, der ich bin. Wer oder was schreibt wem? Einige Phänomene in der (zumeist) amerikanischen Lyrik“ – fliegt über den Atlantik zu uns, um die Reise durch die Welt abzurunden.
Die deutschen Autoren sind natürlich auch vertreten, diesmal durch Gedichte von Michael Hillen und Peter Gehrisch sowie Prosa von Marco Sagurna: ein Auszug aus dem Roman Werbia, ausgezeichnet mit dem „Prima Verba“-Debütpreis 2018 des POP-Verlags.

Wolfgang Schlott, Widmar Puhl, Matthias Hagedorn und Elisabeth Schawerda besprechen neu erschienene Bücher von Eginald Schlattner, Hartmut E. Arras, Peter Meilchen, Tom Täger & A.J. Weigoni, Klaus F. Schneider sowie Charlotte Ueckert. Und „PANTHEON. Ein großartiges Jazzprojekt mit Bach“ heißt Widmar Puhls Bericht aus der Kulturszene.

So viel diesmal und bis bald,
Traian Pop

Es signiert: • Eginald Schlattner • Ana Blandiana • Ana Donţu • Dinu Flămând • Ilse Hehn • Petru Ilieşu • Traian Pop Traian • Horst Samson • Hellmut Seiler • Robert Șerban • Wjatscheslaw Kuprijanow • Klaus Martens • Michael Hillen • Peter Gehrisch •
• Marco Sagurna • Wolfgang Schlott • Widmar Puhl • Matthias Hagedorn • Elisabeth Schawerda •
Inhalt

Editorial / S. 4

Die Welt und ihre Dichter

• Kreuz und quer – Literatur aus Rumänien •
Eginald Schlattner • Wasserzeichen . Ein Auszug aus dem gleichnamigen Roman. / S. 9
Ana Blandiana • Zehn Gedichte / S. 25
Ana Donţu • Drei Gedichte / S. 35
Dinu Flămând • Acht Gedichte / S. 39
Ilse Hehn • Sieben Gedichte und drei Arbeiten / S. 47
Petru Ilieşu • Rumänien. Post scriptum . Ein Poem / S. 60
Traian Pop Traian • Acht Gedichte / S. 73
Horst Samson • Vier Gedichte. / S. 83
Hellmut Seiler • Acht Gedichte / S. 93
Robert Șerban • Zehn Gedichte / S. 105

Wjatscheslaw Kuprijanow • Sechs Gedichte (Russ. / Dt.) / S. 116
Klaus Martens • Ich bin, der ich bin. Wer oder was schreibt wem? Einige Phänomene in der (zumeist) amerikanischen Lyrik. / S. 128

Atelier
Michael Hillen • Zwölf Gedichte. / S. 143
Peter Gehrisch • Chronos, preise mir jetzt nicht das Chaos! . Elf Gedichte. / S. 155
Marco Sagurna • Warmia . Ein Auszug aus dem gleichnamigen Roman. / S. 167

Bücherregal
Wolfgang Schlott • Eginald Schlattner, Wasserzeichen. / S. 176
Wolfgang Schlott • Hartmut E. Arras, Vom Freischärler zum Propagandisten des Nationalsozialismus. Mein Vater Erwin Arras (1905-1942). / S. 180
Wolfgang Schlott • 630 Buch / Katalog-Projekt von Peter Meilchen, Tom Täger & A.J. Weigoni. / S. 184
Widmar Puhl • Klaus F. Schneider, „pret-a-porter“. / S. 186
Matthias Hagedorn • Die Fluidität der Poesie . 630 . Peter Meilchen, Tom Täger und A.J. Weigoni. / S. 189
Elisabeth Schawerda • Charlotte Ueckert, Die Fremde aus Deutschland. / S. 199

Musik
Widmar Puhl • Pantheon . Ein großartiges Jazzprojekt mit Bach / S. 201